Über das Projekt
Wie viele (Exil-)Österreicher dienten während des Zweiten Weltkriegs als britische Spezialkräfte im sogenannten „No. 3 Troop“? Worum handelte es sich bei dieser mysteriösen Einheit überhaupt? Und wie gestaltete sich der Einsatz ihrer Mitglieder, bei denen es sich fast ausschließlich um Flüchtlinge vor dem NS-Regime handelte?
Forschungsgegenstand
Großbritannien war eine der wichtigsten Anlaufstellen für Menschen aus ganz Europa, die vom nationalsozialistischen Schreckensregime ins Exil gezwungen wurden. Um geeigneten (männlichen) Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, an Spezialeinsätzen gegen das Deutsche Reich teilzunehmen, stellten die britische Armee im Juni 1942 das No. 10 (Inter-Allied) Commando auf. Es bestand aus drei belgischen und zwei französischen Abteilungen sowie jeweils einem niederländischen, norwegischen, polnischen, jugoslawischen und „britischen“ Kontingent. Letzteres, auch No. 3 (Miscellaneous) Troop genannt, setzte sich in Wahrheit vor allem aus Deutschen und Österreichern zusammen, die nach eingehender Sicherheitsüberprüfung wiederum aus dem Pioneer Corps – lange die einzige Einheit, in der sie als „feindliche Ausländer“ hatten dienen dürfen – rekrutiert wurden. Aus verständlichen Gründen wurde ihre wahre Herkunft verschleiert, sodass die Soldaten des No. 3 Troop Decknamen und fiktive Familiengeschichten erhielten, was aufgrund ihres oftmals starken Akzents bei ihren britischen Kameraden, denen sie im Einsatz begegneten, nicht selten für Verwirrung sorgte.
Auf diesem frei zugänglichen und zweisprachigen Online-Portal finden sich die Namen aller Österreicher, die dem No. 3 Troop bzw. dem No. 10 (Inter-Allied) Commando länger oder auch nur vorübergehend – dies ist anhand der Quellenlage nicht immer eindeutig – angehörten. Eine kurze Biografie zu jedem Soldaten, ein Essay, der die Genese der britischen Kommandos im Allgemeinen und ihrer geheimnisvollsten Einheit im Besonderen behandelt, sowie eine Datenbank samt statistischer Aufbereitung bieten die Möglichkeit zum digitalen Eintauchen in ein bis dato wenig bekanntes Kapitel der österreichischen Exilgeschichte und der britisch-österreichischen Beziehungen.
Förderer
Das biografische Online-Projekt zu Kommandosoldaten österreichischer Herkunft in der britischen Armee während des Zweiten Weltkriegs wurde vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Wissenschaft und Forschung gefördert und am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (Projektleitung: Robert Lackner) in Kooperation mit der Universität Graz durchgeführt.
Dank für die zahlreichen wertvollen Hinweise, das einzigartige Bildmaterial und die technische sowie administrative Unterstützung gebührt Ander Broadman, Eliot Broadbridge, David Carson, Rhodri Clark, Tracy Fish, Owen Fullarton, Werner Fulterer, Leah Garrett, Karin Graf-Boyko, Philipp Lesiak, Pete Rogers, Michael Georg Schiestl, John Starling, Barbara Stelzl-Marx, Martin Sugarman und Florian Traussnig.